Auf der Grundlagen Seite zum Verschluss eines Fotoapparats zeige ich graphisch, wie der „Rolling Shutter“ Effekt entsteht: https://www.smile.pics/verschluss#rolling-shutter.
Man kann den Rolling Shutter messen. Ich zeige das hier am Beispiel der OM1.2 – das Ergebnis wird etwa 7.8ms sein. Das ist die Zeitdauer, die diese Kamera im elektronischen Verschluss benötigt, um Zeile für Zeile den gesamten Sensor auszulesen.
Eine einfache Methode, den „Rolling Shutter“ sichtbar zu machen, ist beim Filmen mit der Kamera rasch hin und her zu schwenken. Auch Filme von Ventilatoren zeigen den Effekt deutlich. Manchmal bemerkt man es aber leider auch bei Fotos:
Es gibt verschiedene Methoden den Rolling Shutter zu messen. Eine für Fotografen sehr einfache Methode mit einem Stroboskop-Blitz, beschreibe ich hier.
Stroboskop-Blitz einstellen
Stroboskop-Blitze können in in kurzer Abfolge eine Serie von Blitzen abfeuern. Hier, wie diese Einstellung dann z.B. bei einem Godox V860ii O am Display aussieht:
Einstellungen in der OM1.2
Hier für die Erklärung, wie man den Test durchführt, habe ich die Kamera auf SH1 (z.B. wie hier beschrieben) auf 120 fps eingestellt. Als Belichtungszeit habe ich 1/200 s eingestellt. Der Rest der Einstellungen spielt keine besondere Rolle, das Bild muss dunkel genug sein, um einen Blitz zu erkennen.
Versuchsaufbau
Die Kamera nimmt man in die rechte Hand, fokussiert z.B. eine gegenüberliegende Wand und löst aus. In der linken Hand hält man den Blitz, richtet den Blitzkopf gegen die Wand und löst den Blitz an der Auslösetaste aus (oben, im Bild des Blitzes, leuchtet diese Taste rot).
Ergebnisse ansehen
Was sieht man hier? Man sieht 4 Bilder aus einer größeren Serie. Zeilenweise sind die Bilder entweder gerade angeblitzt oder eben nicht angeblitzt (mit 100Hz), die Zeilen sind hell oder eben dunkel. Die jeweils dunklen oder hellen Rechtecke sind nicht ganz geradekantig, weil der Blitzkopf ganz leicht gebogen ist, dieser Bogen ist keine Effekt des „Rolling Shutter“.
Auswerten
Der Blitz war auf 100Hz gestellt. Ein dunkler und ein heller Block gemeinsam entspricht also 1/100s. Oder anders gesagt, ein heller und ein dunkler Block gemeinsam geben uns an, wenn 10ms vorbei sind (eine Hundertstelsekunde sind zehn Millisekunden)
In Summe machen die 10ms aus einem hellen und ein dunklen Block im Test 128% (63% + 65%) der Sensorfläche aus. Das ist „gemessen“ (abgeschätzt). Das heißt, der Rolling Shutter der gesamten Sensorfläche (also von 100%) sind daher etwa 7.8ms (wenn 128% der Fläche in 10ms ausgelesen werden, dann dauern 100% der Fläche 7.8ms).
Der Rolling Shutter der OM1.2 beträgt also etwa 7.8ms
“Genauigkeit?“
Dieser Test ergibt einen ungefähren Wert, es ist eine gute Abschätzung. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist z.B. die Blitzfrequenz. Wenn dieser Wert von 100 Hz abweicht, dann wird das Ergebnis dadurch verfälscht. Ich habe mit der OM1.2 in SH1 mit 100fps ebenfalls Bilder gemacht. Die Lage der hellen und dunklen Balken blieb dabei in der Serie konstant. Ich gehe damit davon aus, dass die Blitzfrequenz im Rahmen dieser Abschätzung ausreichend genau ist.
Weitere Infos
Wie schon einige Male in meinem Leben, habe ich mir etwas überlegt, was sich andere bereits vor mir überlegt haben :-). Ein Video das die Methode vorstellt, findest Du z.B. auch hier: https://www.youtube.com/watch?v=QH0M1M6ctWk (von Davison). Ein Video aus einer anderen Quelle für die Messung des Rolling Shutter (dort bei der OM1) findest Du hier: https://youtu.be/vYXHmb9LyeY?t=1062 (Duale Paton kommt dabei auch auf 7.8ms)