Automatik-Einstellungen in der Fotografie

Es kann sehr helfen, sich mit den Grundlagen der Belichtung zu beschäftigen, wie sie zB beim Papierbelichtungsmesser beschrieben werden, bevor man hier weiterliest.

Belichtungsautomatiken

Oft verfügen Kameras wie hier die Olympus EM1.3 über ein Wahlrad für die entsprechende Belichtungseinstellung. M steht hier für Manuell, P für Programmautomatik usw.

Bei einer gegebenen Lichtsituation sind in der Fotografie die Werte für Blende(nzahl), Belichtungszeit und ISO („Lichtempfindlichkeit“) die wichtigsten Einstellgrößen – künstliches Beleuchten, z.B. Blitzen, ignorieren wir jetzt. Die drei Werte können entweder manuell eingestellt werden (siehe Papierbelichtungsmesser), dafür stellt man am Belichtungsprogramm-Wahlrad auf M (für manuell), oder man verlässt sich auf eine der (zahlreichen) Automatiken der Kamera. Die Kamera wiederum verlässt sich für die Automatiken auf die Messung des bei ihr „am Sensor“ ankommenden Lichts. Da sie über die Art des Lichts eigentlich sehr wenig weiß, muss der Fotograf der Kamera manchmal helfen (siehe Korrekturen zu den Automatiken weiter unten).

Typische Belichtungsautomatiken

Programmautomatik [P]

Dabei wird meistens Blende und Belichtungszeit auf Basis der Kameramesswerte automatisch gewählt, ISO zB manuell eingestellt. Oft kann man die Programmautomatik „shiften“ [Ps], das bedeutet man wählt ein anderes Pärchen aus Blende und Belichtungszeit, das den gleichen EV-Wert (Belichtungswert, exposure value) aufweist (siehe auch die Beispiele beim Ablesen der Werte beim Papierbelichtungsmesser).

Zeitautomatik [A, oder Av]:

Dabei wird bei vorgegeben Werten für die Blende(nzahl) und den ISO-Wert die Belichtungszeit automatisch gewählt.
Das A kommt dabei vom englischen Begriff Aperture (für Blende), die alternativ verwendete Abkürzung Av steht für Aperture value (also Blendenwert).

Blendenautomatik [S, oder Tv]:

Dabei wird bei vorgegebener Verschlusszeit und ISO-Wert der Blendenwert automatisch gewählt.
Das S steht dabei für Shutter (Verschluss), zB für shutter preselection (Verschlussvorwahl), wenn ein Tv als Abkürzung gewählt wird, dann steht das für time value (Zeitwert).

Weiteres zu Belichtungsautomatiken

Meistens verstecken sich die weiteren Belichtungsautomatiken in den Tiefen der Menüeinstellungen der Kameras. Bei Olympuskameras im Anwendermenü (= Zahnradmenü) E (für Exposure, also Belichtung). Für die EM1.3 wird das zB auf der Seite 12 der Schummelzettelsammlung beschrieben.

Vollautomatik

Vor allem bei Kameras im Einsteigerbereich gibt es auch eine Vollautomatik, die dem Fotografen alle „technischen“ Entscheidungen abnimmt. Sollte die Kamera einen eingebauten Blitz haben, würde der bei Bedarf (oder dem was die Kamera dafür hält) auch aufspringen und auslösen. Handykameras haben fast immer auch eine Vollautomatik. Kombiniert man die in der Folge beschriebene ISO-Automatik mit der weiter oben beschriebenen Programm-Automatik, dann ist man eigentlich auch mit Vollautomatik unterwegs. Da der Weg, wie ein gutes Bild (heißt: „Das Bild muss gefallen oder seinen Zweck erfüllen“) entsteht, eigentlich egal ist, spricht nichts gegen die Verwendung von Automatiken, auch nicht gegen die Vollautomatik.

ISO-Automatik

Manchmal kann zusätzlich zu den oben erwähnten Belichtungsautomatiken auch noch eine ISO-Automatik ausgewählt werden. Dabei kann man in der Regel den Bereich festlegen, in dem der ISO-Wert verändert wird (beispielsweise „nicht über ISO3200“, wegen dem Rauschen), oder z.B. bei einer Zeitautomatik so, dass die Belichtungszeit bei gegebener Blende nicht länger sein soll als ein bestimmter Wert, usw.

Korrekturen zu den Automatiken.

Wie oben beschrieben, weiß eine Kamera eigentlich sehr wenig über das Licht, das bei ihr ankommt. Sie misst nur, wie viel davon „beim Sensor“ vorhanden ist, weiß aber nicht, ob es von einer hellen, stark reflektierenden Oberfläche kommt, oder von einer dunklen, schwach reflektierenden. Das Ergebnis ist, dass helle, weiße Flächen wie zB Schneefelder zu dunkel belichtet werden, also grau werden, und dunkle, z.B. schwarze Katzen, zu hell belichtet werden, also ebenfalls grau werden.

+/- Korrektur

Als Fotograf sehen wir aber, was wir fotografieren wollen. Wir können der Kamera helfen und „sollten“ das bei der Verwendung von Belichtungsautomatiken auch tun. Dafür gibt es z.B. die Möglichkeit mit plus oder minus (+/-) zu korrigieren (das +/- bezieht sich auf den Belichtungswert oder exposure value).

Die +/- Korrektur kann (je nach Einstellungen und Kameramodell) zB am vorderen Einstellrad verändert werden.

Wenn wir helle Flächen, z.B. Schnee, fotografieren, dann müssen wir „+“-korrigieren. Die Kamera weiß ja nicht, dass eine weiße Fläche das Licht reflektiert und „denkt“ sich, „hier ist es aber sehr hell“ und macht das Bild daher eigentlich zu dunkel. Wir müssen also im Vergleich zu dem was sich die Kamera erwartet „überbelichten“, daher das + („plus“).

Bei dunklen Motiven, zB. beim Fotografieren einer schwarzen Katze, müssen wir analog zu oben „-„-korrigieren, d.h. im Vergleich zur Kamera „unterbelichten“, daher das – („minus“).

Hier haben wir zB 2 Belichtungswerte geringer eingestellt, als die Kamera für optimal hält. Links ist die Belichtungszeit angegeben (1/250s), dann die Blende mit 5,6 (das f kommt daher, weil der Lochdurchmesser der Blende als eine Verhältniszahl in Bezug auf die Brennweite f angegeben wird, hier ist das Loch also f/5,6mm groß. Dann kommt der Wert -2, der anzeigt, dass wir hier um 2 Belichtungsstufen weniger Belichtung eingestellt haben, als die Kamera für optimal hält. Rechts ist die „Lichtwaage“, mit 0 in der Mitte und pro kleinem Kästchen ein Drittelwert in Minus- und Plus-Richtung. Die Lichtwaage bei der Olympus EM1.3, zeigt nur Werte innerhalb von -3 bis +3 Blendenstufen an, messen kann die Kamera einen größeren Bereich (angezeigt wird eine größere Abweichung durch Blinken des Wertes +/- 3). Bei der Verstellung mit dem vorderen Wahlrad, entspricht ein „Klick“ (spürt man) beim Drehen am Rad genau einer 1/3-Blendenstufe – wenn auf Drittelwerte eingestellt wurde im entsprechenden Menü (bzw. 1/2 oder ganze Blendenstufen bei entsprechender Einstellung).

Graukarte

Eine andere Möglichkeit, der Kamera bei der Messung zu helfen, liegt in der Verwendung von sogenannten „Graukarten“. Diese Graukarten reflektieren Licht in etwa so, wie die Kamera „erwartet“, dass das Licht reflektiert wird. Man visiert diese Karten an und misst. Diese Einstellungen passen dann und diese Einstellungen sollte man dann auch beim oben erwähnten Schneefeld oder schwarzen T-Shirt verwenden – nachdem man die Karte wieder aus dem Bildausschnitt entfernt hat 😉 .

Graukarten helfen auch beim Weißabgleich. Dazu jetzt nur soviel, wenn man z.B. Menschen unter einem Baum mit grünen Blättern fotografiert, wird die Gesichtsfarbe einen etwas ungesunden, grünlichen Teint annehmen. Das kann man durch den Weißabgleich korrigieren, man gleicht also das Licht so an, als ob es (wie das natürliche Licht der Sonne) weiß (gewesen) wäre. Wer JPEG fotografiert macht das besser sofort, während des Fotografierens, bei RAW macht man es in der Nachbearbeitung.

Eine günstigere Variante als die Graukarte für den Weißabgleich ist ein mit weißem Teflonband (aus dem Baumarkt) umwickelter weißer Radiergummi. Das habe ich hier gelesen und selbst ausprobiert. Funktioniert wirklich hervorragend.

Belichtungs-Messmethoden

Damit die Kamera eine der oben beschriebenen Automatiken verwenden kann, muss der Fotoapparat das Licht messen. Anders als ein externer Belichtungsmesser wird dabei nicht das vorhandene Licht gemessen (z.B. das Umgebungslicht), sondern nur das Licht, das durch die Motive reflektiert wird und in der Kamera durch das Objektiv ankommt. Die Kamera weiß nicht, ob das einkommende Licht von einer stark oder schwach reflektierenden Fläche kommt, also zB vom bereits erwähnten Schneefeld oder vom schwarzen T-Shirt. Sie tut so, als ob eine „mittelgraue Fläche“ das Licht reflektieren würde, nimmt also ein ganz bestimmtes Reflexionsverhalten an.

Unabhängig von der gewählten Messmethode ist die oben gezeigte Lichtwaage die wichtigste Anzeige bei der kamerainternen Belichtungsmessung.

Typische kamerainterne Belichtungsmeßmethoden

Die kamerainternen Belichtungsmethoden unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Größe des Bereichs, der bei der Messung herangezogen wird (z.B. ganz kleiner oder größerer Bereich des Sensors), und die Gewichtung, die den einzelnen Messpunkten gegeben wird (z.B. die Messwerte in der Mitte zählen stärker als jene am Rand des Messbereichs, oder die am Rand zählen gar nicht,…).

Mehrfeldmessung (z.B. bei Olympus ESP-Messung genannt – Electronic Selective Pattern)

Hier versucht die Kamera anhand des Musters (engl. pattern) der hellen und dunklen Stellen das Motiv zu „erraten“ oder zumindest, was eine gute Belichtungseinstellung für dieses Muster sein könnte. Funktioniert in der Praxis recht gut, wenn es sich nicht um besonders schwierige Lichtverhältnisse handelt.

mittengewichtete (mittenbetonte) Integralmessung

Hier werden die Messwerte in der Mitte des Sensors stärker gewichtet, als die Messwerten am Rand. Funktioniert dann gut, wenn es v.a. um die Mitte des Bildes geht.

Spotmessung

Hier wird bei der Messung nur ein kleiner Ausschnitt der Messwerte, ein „Punkt“ (Spot) herangezogen (bei Olympuskameras ca. 2% des gesamten Sensorbereichs). Diese Einstellung wird immer dann verwendet, wenn der Durchschnitt der Helligkeit des Sucherbildes für das Foto relativ egal ist, es nur auf einen sehr kleinen Bereich ankommt, bei „schwierigen“ Belichtungs-Verhältnissen.

Spot Hi (Spritzlichter) – nützlich für das „Nach-rechts-belichten“

Die Bedienungsanleitung der Olympuskameras gibt eigentlich wenig Hinweis darauf, wie wichtig diese Einstellung speziell für Fotografen sein kann, die in RAW (und nicht: JPEG) fotografieren und die den Sensor optimal ausnutzen wollen.

Praktisch geht das „Nach-Rechts-Belichten“ (ETTR – exposure to the right) so:
  1. Stelle auf Spot Hi
  2. Suche Dir die hellste Stelle, die am Foto noch „Zeichnung“ enthalten soll (also nicht nur ausgebrannt ist, d.h. nicht nur weiß ist, ohne Struktur). Das Suchen der hellsten Stelle geht am leichtesten durch „Blinzeln“ (durch ein blinzelndes, also halb zugekniffenes, Auge erkennt man die hellsten Stellen des Motivs am leichtesten). Richte dann den Spot auf diese Stelle.
    Bei der Olympus EM1.3 kann man im Menü (Anwendermenü – E3 – 3. Eintrag) einstellen, ob der Spot in der Mitte des Sensors ist, oder beim aktiven Autofokusfeld (ich empfehle die Mitte).
  3. Belichte dann so, dass diese hellste Stelle weder über- noch unterbelichtet ist, stelle die Lichtwaage auf Null.
  4. In der Nachbearbeitung im RAW-Konverter korrigiere die Überbelichtung zurück.

Wenn Deine Kamera kein „Spot Hi“ hat, kannst Du das auch mit der Spotmessung machen und um 2,3 Belichtungsstufen überbelichten. Das ist für die Olympus EM1.3 das Gleiche.

Die vereinfachte Erklärung dazu:

Für die optimale Ausnutzung des Dynamikumfangs eines Sensors, „belichtet man nach rechts“, wenn man in RAW fotografiert, dadurch wird das Rauschen im Endergebnis besser (hat mit dem Signal/Rauschabstand zu tun, lasse ich jetzt weg).

Nach „rechts belichten“ bezieht sich dabei zunächst auf die Darstellung der Helligkeitsinformation (der einzelnen Pixel) in einem „Histogramm“ (eigentlich also in einem Helligkeits-Histogramm). Mit Histogramm ist immer die Verteilung von Messwerten gemeint. Bei einem Helligkeits-Histogramm geht es also darum, darzustellen, wieviele „dunkle“ (ganz links), „helle“ (ganz rechts) oder mittelhelle (dazwischen) Pixel misst der Sensor bei den gegebenen Einstellungen für Blende, Belichtungszeit und ISO.

Ein Histogramm stellt ganz allgemein die Häufigkeitsverteilung von zB Messwerten dar. In der Fotografie meint man damit meist die Häufigkeitsverteilung von Helligkeiten. Entweder für alle Farben insgesamt, oder für die einzelnen Kanäle rot, blau und grün. Praktisch immer werden dabei die JPEG-Histogramme herangezogen, obwohl die RAW-Histogramme viel aussagekräftiger wären. Am Computer kann man sich RAW-Werte Histogramme zB mit dem Programm RAW-Digger (https://www.rawdigger.com) ansehen.

Beim „Belichten nach rechts“ geht es darum, die physikalischen Möglichkeiten des Sensors optimal auszunutzen. Man „schiebt“ dabei bei RAW-Aufnahmen das Histogramm durch vermeintliche Überbelichtung (längere Belichtungszeit, größere Blende, aber NICHT: höhere ISO, denn höhere ISO sind immer nur ein elektronischer Trick, jeder Sensor hat nur einen „echten“ ISO-Wert) so weit wie möglich nach rechts, um dann in der Nachbearbeitung im RAW-Konverter das wieder zu korrigieren.

Was heißt jetzt „so weit wie möglich“ nach rechts verschieben? Es bedeutet, dass du das Histogramm nicht über den rechten Rand hinaus schieben sollst. Alle Werte die zu weit nach rechts verschoben werden, haben keine Zeichnung mehr, „fressen“ aus (ein kleiner Puffer besteht in RAW, weil das Histogramm ein JPEG Histogramm ist).

Wenn man den Spot an die hellste Stelle richtet (von der man noch Zeichnung haben möchte), dann nutzt man diesen oben erwähnten Puffer perfekt aus.

Spot SH (Schatten)

In der Olympus-Bedienungsanleitung steht: „sorgt dafür, dass dunkle Stellen dunkel erscheinen“. In der Praxis bin ich mit nicht sicher, was man damit machen soll 🙂 . Spot Hi „braucht“ im Vergleich zu Spot um 2,3 (sieben Drittel) Blendenstufen mehr Licht, das kann man für das „Nach-rechts-belichten“ sehr gut verwenden. Spot Low „braucht“ im Vergleich zu Spot um 3 Blendenstufen weniger, ok. Und?

andere Automatiken

…wie zum Beispiel der Weißabgleich oder der Autofokus werden an anderer Stelle beschrieben.

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