Die Summe der einzelnen Schritte, die es braucht, bis ein Foto „fertig“ ist, wird manchmal als „Workflow“ bezeichnet. Mein „Workflow“ (siehe auch in der Schummelzettelsammlung der EM1.3 oder in den Schummelzetteln für die OM1) wird hier detaillierter beschrieben. Ich hoffe, dass ich damit die entstandenen Fragen ausreichend beantwortet habe.
Die Schritte 1. Kamera vorbereiten, 2. SD-Card vorbereiten, 3. Fotografieren sowie 4. Computer mit externer SSD-Festplatte verbinden und 5. SD-Kartenleser dürften soweit klar sein, die Reihenfolge ist nicht in allen Punkten komplett starr, 5. kann beispielsweise auch nach 6. erfolgen. Eine externe SSD nehme ich in 4., weil ich dadurch auf mehreren Rechnern mit den Dateien auf der SSD arbeiten kann und die Festplatte meines (Haupt-)Computers anders irgendwann voll wäre.
Hier näher beschrieben sind aktuell die Schritte:
6. Anlegen Capture One Sitzung (hier)
7. Bilder einlesen mit Photo Mechanic (hier)
8. Fotos sichten und aussortieren (hier)
9. Foto beschriften (hier)
Eine kurze Einführung für Photo Mechanic findest Du hier und weitere Details zu Photo Mechanic hier.
6. Anlegen Capture One Sitzung
Capture One (kurz: C1, https://www.captureone.com/de) kennt Sitzungen und Kataloge. Ich persönlich verwalte meine Fotos nicht in C1 und verwende daher Sitzungen, das erscheint mir wesentlich flexibler.
Ich lege also zunächst eine neue Sitzung an:
Dabei muss ich diese neue Sitzung zunächst benennen, der Sitzung einen Namen geben.
Die Namen meiner Sitzungen enthalten nie Leerzeichen (das hat mit dem Dateihandling in manchen anderen Programmen zu tun, manche Programme tun sich mit Leerzeichen in Ordnern und Dateinamen schwer) und beginnen meistens mit YYYYMM wobei das YYYY für die 4-stellige Jahreszahl steht und das MM für die 2-stellige Monatszahl. Wenn es sich nicht um irgendein spezielles Ereignis handelt, kommt danach meistens der Begriff „-Diverse“ angefügt. Spezielle Ereignisse heißen meistens YYYYMMDD-Name-des-Ereignisses.
In der Zeile unter dem oben im Bild blau hinterlegten Sitzungsnamen („unbenannte Sitzung“) wird der Speicherort festgelegt. Auf meinen externen Festplatten liegen die immer in einem Ordner mit dem Namen „CaptureOneSitzungen“ oder „C1-Sitzungen“.
Dann sieht man im Bild oben, dass C1 für „Aufnahmeordner“, „Auswahlordner“, „Ausgabeordner“ und „Papierkorb“ Namen vorschlägt. Die belasse ich so, wie sie sind, d.h. der „Aufnahmeordner“ heißt „Capture“, usw. Wenn man diese Ordner anders benennen möchte, dann kann man das tun und sich das auch in einer Vorlage abspeichern oder sich auch mehrere Vorlagen abspeichern. Ich mache das nicht, daher steht bei mir in der entsprechenden Zeile auch „Leer“.
Im Schritt 7. Einlesen mit Photo Mechanic, werde ich dann die RAW-Dateien (seltener: JPEG-Dateien) in den „Aufnahmeordner“, der ja bei mir nach dem Vorschlag von C1 „Capture“ heißt, einlesen.
7. Bilder einlesen mit Photo Mechanic
In diesem Schritt werden wir mit Photo Mechanic (kurz: PM, https://home.camerabits.com) Bilder in einen zuvor erstellten Aufnahmeordner einer C1-Sitzung importieren und dabei die Bilder umbenennen. PM gibt es nur in englischer Sprache, hat sehr viele spannende Funktionen und ist in meinem „Workflow“ das zentrale Programm.
PM gibt es seit der Version 6.0 in der „normalen“ Version und der „Plus“-Version. Die „Plus“ Version hat als praktisch einzigen Unterschied zur „normalen“ einen Katalog für die Fotoverwaltung integriert. Das hat den Vorteil, dass auch Offline-Inhalte, also Inhalte, die aktuell zB nicht am Computer vorliegen, einfach gefunden werden können, wenn sie im Katalog enthalten sind. Für am Computer ohnehin verfügbare Inhalte, ändert sich relativ wenig. Schon die normalen Suchen am Mac (also: „Spotlight“-Suche und „Finder“), und auch die Windows-Suche finden Dateien anhand der Metadaten (siehe auch Schritt 9. Foto beschriften: hier). Ein PDF zu Photo Mechanic mit Schritt-für-Schritt Anleitungen findest Du, z.B. zum Download, hier: Kurze Anleitung für Photo Mechanic; spezielle Aspekte zu diesem Programm hier: Details zu Photo Mechanic. Dort findest Du auch eine Liste der Variablen oder eine Liste der Shortcuts von Photo Mechanic
Man könnte den Schritt 8. Schnelles Sichten und Aussortieren der Bilder auch noch auf der SD-Karte machen, also vor dem Einlesen auf die SSD-Festplatte, mir ist es allerdings so lieber. Bei (mir) wichtigen Bildern habe ich dann gleichzeitig eine Kopie auf der SSD, und die Originale auf der SD-Karte. Oft führe ich auch den Schritt 2. Formatieren der SD-Karte erst aus, nachdem ich den Schritt 13. Alles sichern durchgeführt habe.
Ingest (Einlesen) der Fotos
Abhängig von den PM-Einstellungen öffnet sich bei geöffnetem PM das „Ingest„-Fenster (wenn recht oben bei Preferences – General bei „On mount of camera disk“ der zweite Eintrag, „Show Ingest dialog„, ausgewählt ist), wenn man eine SD-Karte in den SD-Kartenleser schiebt. Wenn das nicht klappt oder anders eingestellt ist, dann drückt man am Mac die Tasten ⌘G (cmd-G). Es erscheint dann dieses Fenster:
Ziel-Ordner festlegen
Rechts oben bei „Destination Folder Roots“ legt man zunächst unter „Primary Destination…“ den Ziel-Ordner für die einzulesenden Bilder fest. Man kann die Dateien auch gleichzeitig an eine zweite Stelle kopieren (Secondary anklicken und dort auch einen entsprechenden Pfad angeben).
Der Pfad den man für die „Primary Destination…“ eingibt, ist dabei der Aufnahmeordner der im Schritt 6. C1-Sitzung anlegen angelegten Sitzung. Mit dieser Auswahl werden dann die Bilder von der SD-Karte in das entsprechende C1-Verzeichnis kopiert.
Dateien umbenennen
Beim Einlesen der Dateien in den „Capture“-Ordner (Aufnahmeordner) benenne ich meine Dateien um.
Diese Umbenennung erfolgt nach einer Struktur, die mittels Variablen, die in PM zur Verfügung stehen gefüllt werden. Die Struktur sieht dabei so aus (und wird einmalig im hier blau hinterlegten Feld eingegeben):
{year4}{month0}{day0}-{hour24}{minute}{second}-{model}-{frame}
Damit wird beispielsweise aus einer Datei mit dem nichtssagenden Namen PB047180.ORF beim Einlesen eine Datei mit dem Namen 20201104-122308-E-M1MarkIII-7180.ORF, die schon einige Infos enthält. Das Ganze gilt natürlich nicht nur für ORF-Files (RAW-Dateien, in dem Fall von Olympus-Kameras), sondern auch für die entsprechenden JPEG, ORI, XMP-, usw. Files. Kurz: für alle entsprechenden Dateien.
Weil die Uhrzeit bei mir auch für die Benennung der Dateien wichtig ist, kontrolliere ich sie im Schritt 1. Kamera vorbereiten regelmäßig auf jeder Kamera, nicht nur bei der Umstellung Winter-/Sommerzeit udgl. Es gibt durchaus gute Argumente, die dafür sprechen UTC („koordinierte Weltzeit“) zu verwenden, persönlich verwende ich aber die Zeit der Zeitzone, in der ich mich gerade befinde (und fotografiere).
Die Umbenennung der Fotodateien hat für mich, wie beschrieben, viele Vorteile. Über die Variable {model}
kann ich schon im Dateinamen erkennen, mit welchem Fotoapparat fotografiert wurde, im genannten Beispiel 20201104-122308-E-M1MarkIII-7180.ORF, mit einer E-M1MarkIII, kurz EM1.3. In meiner Familie weiß ich dann auch, zB anhand des iPhone-Modells, wer das Foto wahrscheinlich fotografiert hat. Mit der Variable {frame}
, hier 7180, kann ich auch Dateien in der Reihenfolge ihrer Erstellung unterscheiden, die in der gleichen Sekunde aufgenommen wurden.
In manchen Programmen erleichtert diese Namensstruktur auch das Ordnen der Dateien nach der entsprechenden Reihenfolge der Erstellung. Nicht immer wird in allen Programmen Uhrzeit und Datum der Erstellung zum Ordnen verwendet, manchmal erfolgt das auch zB nach dem Datum der letzten Änderung der Datei. Indem hier der Dateiname das Erstellungsdatum enthält, klappt das in praktisch jedem Programm.
Eine Liste der Variablen, die PM unterstützt, findet man auf den Seiten des Softwareherstellers oder auf deutsch (machinen-)übersetzt hier. Nicht jede der gelisteten Variablen, ist bei jeder Kamera auch nutzbar, das hat auch mit der Implementierung der EXIF-Spezifikationen durch den Kamerahersteller zu tun.
Weitere Einstellungen beim Einlesen
Links oben wird die Quelle (Source) angegeben, von der die Bilder eingelesen werden sollen. Hier gibt es drei Wahlmöglichkeiten:
- Disks (also externe Festplatten oder SD-Karten)
- Folders (also Ordner am Computer)
- From Selection (das ist aus einer Auswahl, die man in einem sogenannten „Contact Sheet Tab“ macht, also Bilder die man in einer Art digitalem Kontaktabzug (Bilderübersicht) auswählt, selektiert)
Rechts oberhalb der Einstellungen für die Umbenennung der Files wähle ich folgende Einstellungen:
Die restlichen Einstellungen wähle ich wie hier gezeigt:
Durch das Anwählen von „Unmount Source Disk(s) after Ingest“ kann ich die SD-Karte nach dem Einlesen der Fotos einfach aus dem Kartenleser ziehen, muss sie nicht auswerfen.
Beim „Blitzsymbol“ links unten, kann ich mir die gewählten Einstellungen unter einem bestimmten Namen abspeichern und auch wieder aufrufen, bei „Variables…“ komme ich zu den weiter oben schon erwähnten möglichen Variablen die ich für die Umbenennung und andere Dinge verwenden kann. Hinter „Job…“ kann ich bestimmte Daten hinterlegen, zB Kundendaten, die dann schon beim Einlesen in die entsprechenden IPTC Felder reingeschrieben werden.
Wenn alles fertig eingestellt ist, starte ich mit der Taste „Ingest“ (rechts unten im Ingest-Fenster) den Einlesevorgang. Weil ich in den „Ingest“ -Einstellungen „Open Contact Sheet during Ingest“ gewählt habe, kann ich beim Einlesen der Dateien auch gleich zusehen.
8. Fotos sichten und aussortieren
Für das Sichten und Aussortieren von Fotos braucht man v.a. bei vielen Bildern, ein Programm das „flott“ ist. PM (Photo Mechanic) ist ausreichend flott, d.h. der Aufbau der Vorschaubilder erfolgt rasch genug. Sichten von Bildern in RAW-Konvertern, wie z.B. Capture One (C1), dauert in der Regel zu lange.
Damit das schnelle Aussortieren („Cullen“, frei übersetzt mit schnelles Auswählen) von Fotos gut klappt, nehme ich zunächst ein paar Einstellungen vor in PM.
Einstellungen in Photo Mechanic
In PM kann Vieles individuell konfiguriert werden. Für das Sichten sind zwei der Einstellfelder wichtig, „General“ und „Accessibility„. Beginnen wir bei „General“:
Die für das „Cullen“ wichtigeren Einstellungen befinden sich im Menü mit dem Namen „Accessibility“ (mit den Pfeilen neben „General“ hinklicken):
In einem Contact Sheet (meistens sind bei mir mehrere Contact Sheets parallel offen, das wird angezeigt durch die Tabs, Karteireiter) ist die Größe der Vorschaubilder einstellbar.
Schnelles Auswählen der Bilder
Ich starte also zunächst im Contact Sheet der gerade eingelesenen Bilder. Hätte ich nicht nur RAW Bilder wie hier (zB. ORF…Olympus Raw Format), sondern RAW & JPEG dann würden „beide“ Dateien gleich behandelt werden (genauso wie die XMP und ORI-Dateien). Ein Contact Sheet ist im Prinzip die Ansicht der kompatiblen Bilddateien eines Dateiordners. Durch die Einstellung „Open Contact Sheets during ingest“ (hier besprochen) kann ich beim Einlesen der Bilder zusehen, ich brauche mit der Bewertung nicht zu warten, bis alle Bilder eingelesen sind, kann mit der Bewertung der Bilder also „sofort“ beginnen, sobald das erste Bild im „Contact Sheet“ erscheint.
Durch Doppelklicken des ersten Bildes komme ich in die Detailansicht dieses Fotos.
Durch Klicken der Taste Z (ist konfigurierbar, kann auch eine andere Taste sein) zoome ich in das Bild rein bzw. wieder raus. Alternativ kann ich auch den Zoom-Schieberegler bedienen. PM merkt sich die gewählte Zoom-Einstellung auch für das nächste Bild.
Möchte ich das Bild behalten und später weiterbearbeiten, drücke ich jetzt die Zifferntaste 1 der Tastatur. Zuvor habe ich in den Einstellungen dafür eine Farbe und die Beschreibung „ganz ok“ festgelegt. Das Bild bekommt also dieses Attribut zugewiesen. Angezeigt wird das durch die rosafarbene Markierung unterhalb der rechten unteren Ecke des Fotos.
Mit der Cursortaste wähle ich das nächste Bild aus und überlege wieder, ob ich es behalten will oder nicht. Die Entscheidung erfolgt rasch. Hier war das Bild nicht scharf genug, ich drücke die Taste „1“ nicht.
So gehe ich jedes der Bilder durch. Der erste Eindruck zu einem Bild täuscht meistens nicht. Die Entscheidung, ob ich die Taste 1 drücke oder nicht, erfolgt in Sekundenbruchteilen. Sollte ich falsch liegen, kann ich später noch immer korrigieren. So komme ich in kürzester Zeit zum letzten Bild der Serie.
Auch dieses letzte Bild wird erstbewertet. Durch Schließen des Fensters komme ich wieder in das Contact Sheet.
Rechts oben befindet sich der Filter für die Farbmarkierungen. Damit kann ich mir die Fotos der einzelnen Farbklassen ein- und ausblenden, einfach durch das Klicken auf die entsprechende Farbe.
Ganz links ist das Feld für die Farbklasse 1, ganz rechts das Feld für die Farbklasse 0 (oder „None“, unbewertet). Das waren bei uns alle Bilder, die es nicht in die 1. Farbklasse geschafft haben. Wenn ich also auf das rechte (dunkelgraue) Farbfeld am Filter klicke, dann werden die Bilder, die dieser Farbklasse angehören, ausgeblendet. Angezeigt werden dann nur die Bilder der Color Class 1 mit den rosafarbenen Markierungen. Die einzelnen Farbfelder des Schalters für die Farbklasse wirken wie Ein-/Ausschalter für die jeweilige Farbklasse. Hätte ich statt dem dunkelgrauen Feld des Filters, das rosafarbene Feld gedrückt, dann hätte ich nur die Fotos gesehen, die es nicht in die 1. Farbklasse geschafft haben (z.B. um sie zu löschen).
Der erste Auswahldurchlauf ist jetzt fertig. Jetzt markiere ich wieder das erste Bild der 1. Farbklasse ganz links oben, gehe wieder in die Detailansicht und entscheide, ob es das Bild auch in die 2. Farbklasse schafft (ob ich bei diesem Bild die Zifferntaste 2 drücke). Das mache ich bis zum letzten Foto. Wenn ich beim letzten Bild des zweiten Durchlaufs angekommen bin, drücke ich das rosafarbene Feld des Color Class-Filters (blende damit die Fotos der 1. Farbklasse aus) und sehe nur noch die Bilder, die es in die 2. Farbklasse geschafft haben. Danach kommt die dritte Runde usw.
Mit dieser Methode kann man auch tausende Bilder sehr schnell aussortieren, sehr schnell die besten finden. Mehr als drei bis vier Durchläufe brauche ich dabei nur sehr selten, manchmal reicht auch einer.
Am Schluss des Auswahlprozesses lasse ich mir nur mehr jene Bilder anzeigen die ich nicht weiter behalten möchte (also zB nur die Klasse 0, oder die Klassen 0 und 1, die „guten“ blende ich mit dem Filter der Farbklasse aus) und lösche diese.
9. Fotos beschriften
Fotos, die mit digitalen Kameras gemacht werden, enthalten wesentlich mehr Information, als nur die, in welcher Farbe ein bestimmter Bildpunkt, ein Pixel, vorkommen soll. Diese zusätzlichen Informationen werden „Metadaten“ genannt (eigentlich sind es Metainformationen, aber egal).
Bei einem Buch (als Analogie) wären Titel, Autor, Verlag, Erscheinungsjahr etc. ebenfalls Metadaten. Die eigentlichen „Daten“, analog zum Foto, wären der Buchinhalt, z.B. der „Roman“, die Metadaten eben zusätzliche Beschreibungen.
Digitale Bilddateien können zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten von Metadaten speichern:
- Daten, die von der Kamera hinzugefügt werden: EXIF
- Daten, die zB vom Fotografen in der Nachbearbeitung hinzugefügt werden: IPTC
Manchmal gibt es z.B. bei neuen (Olympus-)Kameramodellen Probleme damit, dass Capture One die RAW-Daten dieser neuen Kamera noch nicht interpretieren kann. Das manuelle Überschreiben dieser EXIF-Information löst dieses Problem in der Regel, man schreibt dann den Namen zB des Vorgängermodells der Kamera in das entsprechende Datenfeld. Das mächtigste Tool zum Bearbeiten von Metainformationen ist das EXIFtool. Wie ich das EXIFtool noch verwende, findest Du hier. Wenn es nur um die Änderung des Kamera-Namens geht, gibt es sicher einfacher zu bedienende Alternativen, z.B. am Mac den EXIF Editor.
Beide Arten von Daten, EXIF und IPTC, können verwendet werden, um Bilder leichter wiederzufinden, da sie von aktuellen Computer-Betriebssystemen auch in den Standard-Suchfunktionen gelesen werden können, am Mac z.B sowohl von der „Spotlight„-Suche als auch von „Finder„. Photo Mechanic (PM) bietet sehr gute Hilfsmittel an, IPTC Felder zu füllen. Photo Mechanic Plus (PM+) speichert zusätzlich zu PM viele diese Informationen, die ein Bild enthält, in einem eigenen Katalog ab. Das hat den Vorteil, dass auch Bilder die aktuell nicht am Rechner sind, verwaltet werden können.
Ich bin vor Jahren auf PM gestoßen, weil es für das damals (und vermutlich auch heute noch, zumindest aus meiner Sicht) beste Dateiverwaltungsprogramm iMatch keine Mac-Version gab und ich nicht allein dafür Windows am Mac laufen haben wollte. PM kann zwar nur einen Bruchteil von iMatch in der Bildverwaltung, dafür kann es andere hilfreiche Dinge.
Theoretisch bleiben Metadaten vorhanden, wenn Bilddateien mit verschiedenen (Foto-)Programmen bearbeitet werden. Praktisch übernimmt aber schon Capture One nicht alle Informationen, die in den Originaldaten vorhanden sind, die meisten allerdings schon, so zB auch alle IPTC-Informationen – zumindest ist mir noch nichts aufgefallen. Speziell Kamerahersteller-spezifische Informationen gehen manchmal verloren (innerhalb der EXIF-Daten gibt es Felder, die der Kamerahersteller sehr spezifisch belegt). Manche Programm, z.B. die der Firma Topaz haben manchmal Probleme bei der Verwendung von Umlauten in Metadaten.
Hierarchische Beschriftungen
Meine Eltern haben ihre Fotos entweder in Alben oder öfter in Schuhschachteln aufbewahrt. Ich hatte schon Wochenenden, da habe ich vermutlich mehr Fotos gemacht, als mein Vater in seinem ganzen Leben – ich muss aber auch keinen Film wechseln 🙂
Schon allein wegen der puren Menge der Fotos, die wahrscheinlich jeder Digitalfotograf hat, aber auch wegen der Tatsache, dass man immer ein elektronisches Hilfsmittel braucht, um die Fotos zu betrachten, ist das Beschriften von Fotos wahrscheinlich keine blöde Idee, wenn man Fotos wiederfinden mag.
Es gibt dafür verschiedene Strategien, ich habe mich von Anfang an für eine hierarchische Beschriftung entschieden, das war ungefähr um das Jahr 2000 (seit damals fotografiere ich digital). Archiviert sind meine fertigen JPEGs in Ordnern (Schritt 13. Fertige JPEGs sichern), die alle YYYYMM heißen, also 202011 für den November 2020. Eine vierstellige Jahreszahl auch deshalb, weil das gerade im Jahr 2000 ein großes Thema war, wie Computer wohl damit umgehen würden.
Es kann also sein, dass Fotos die zu einem Ereignis gehören („Silvester“ wäre ein Klassiker dafür), in unterschiedlichen Ordnern archiviert sind. Die zusammengehörenden Bilder finde ich über das selbe „Ereignis“ (siehe auch weiter unten wenn ich meine Beschriftungs-Struktur erkläre).
Hierarchische Beschriftungen gibt es für die IPTC-keywords (Schlüsselworte) auch in Photo Mechanic (PM), sie heißen dort „structured keywords“ (strukturierte Schlüsselworte). Das „Structured Keyword Panel…“ zum Eingeben dieser keywords in die IPTC-Felder einer Bilddatei wird aus einem Contact Sheet mit ⌥⌘K (opt-cmd-K) aufgerufen:
Die erste Ebene meiner hierarchischen Struktur im Structured Keywords Panel schaut so aus:
Die oberste Ebene meiner hierarchischen Struktur ist derzeit: Dinge (für verschiedene Gegenstände, nach denen ich Suchen können möchte bzw. die für die Bildbeschreibung wichtig sind), Ereignis, Ort, Personen (wahrscheinlich wäre Person konsistenter 🙂 ), Status, Tätigkeit, Tier.
Bei Status habe ich z.B. einen Unterpunkt „im Flug“ der das Synonym „fliegend“ enthält. Dieser Status ist dazugekommen, als ich das Olympus EE-1 für mich entdeckt habe und zunächst viele Vögel im Flug fotografiert habe und dann zB Libellen im Flug.
Die (Unter-)Struktur meiner Keywords ist dann prinzipiell so oder ähnlich aufgebaut wie hier für Personen:
Vorteil der hierarchischen Beschriftung
Ein Vorteil der hierarchischen Beschriftung liegt meiner Meinung nach darin, dass ich mit der Zuordnung „eines“ hierarchischen keywords (eines Pfades von Schlüsselwörtern) sehr viel Information zuweisen kann, ohne hohen Aufwand bei der Zuordnung.
Mir hilft das auch bei der „unscharfen“ Suchen. Wenn ich z.B. nicht mehr genau weiß, wie der eine Strand geheißen hat auf der einen kleinen Insel in dem einen bestimmten Land, den ich jetzt einem Freund als Tipp weiter empfehlen mag, dann kann ich mich mit der Methode auch bei der Suche schnell vorhanteln.
Zuordnen der Schlüsselwörter bzw. keywords
Ich wähle dabei meistens Gruppen von Bildern mit gleichen Inhalten, und beschrifte sie dann auf einmal:
- Ich suche Bilder, die den gleichen Inhalt haben
- Die Bilder gleichen Inhalts werden markiert
- Öffnen des structured keywords panel durch Drücken von ⌥⌘K (opt-cmd-K)
- Wenn man weiß, dass man das Schlüsselwort schon einmal eingegeben hat, kann man es sich suchen lassen in der ersten Zeile des panels. Man kann dort aber auch sehr einfach neue Begriffe oder Synonyme für bestehende Begriffe eingeben.
- Das Schlüsselwort „Donauturm“ wurde gefunden, ich klicke es mit der Maustaste doppelt, der ganze Pfad des Schlüsselworts wird den ausgewählten Bildern zugeordnet.
- Ich sehe im Übersichtsbild des contact sheets, dass der Pfad zugeordnet wurde
- Ansicht vergrößern um besser zu zeigen können, dass der Pfad zugeordnet wurde (man kann sich in PM einstellen, dass bis zu 3 Zeilen Zusatzinfos angegeben werden unter dem Dateinamen, hier sind es die keywords, man kann jede der PM-Variablen wählen.
Wenn Du mit der Maus auf ein Bild der unten durchlaufenden Diashow klickst, dann stoppt der Durchlauf und bleibt beim aktuellen Bild stehen, die Bildunterschrift beschreibt, was passiert.
Mit der beschriebenen Methode füge ich gegebenenfalls weitere Schlüsselwörter zu bis die Bilder für meinen Geschmack ausreichend genau beschrieben sind.
Im konkreten Fall würde ich noch Ereignis | Brennweitentest
hinzufügen, da ich hier Fotos von 7mm Brennweite bis 1120mm Brennweite (mit dem Olympus 100-400 und beiden Telekonvertern MC20 und MC14, die beiden Konverter über einen Makrozwischenring „verbunden“) gemacht habe.
Weitere Beschriftungen
Photo Mechanic (PM) bietet noch sehr viele weitere Möglichkeiten für das Beschreiben von Fotos. Einige Beispiele dafür sind z.B.:
- sehr komfortables Einfügen von Urheberrechten und/oder Copyrights. Z.B. Facebook löscht sehr viele Metadaten aus Bilddateien, die Copyrights-Informationen bleiben aber erhalten. Das Metadata (IPTC) Template… ist da eine große Hilfe, man ruft es auf mit ⌘I (cmd-I). Man kann in diesem Template auch Variablen nutzen.
- Einfügen von „lesbaren“ Geoinformationen auf Basis von GPS-Daten die z.B. mit OI.Track aufgenommen wurden, siehe hier: https://smile.pics/gps. Dabei kann man auf Basis der GPS-Information automatisch (Internetanschluss notwendig) z.B. den Namen des Ortes einfügen, an dem das Bild entstanden ist. Wenn die GPS-Informationen im Bild vorhanden sind, kann man das im oben erwähnten Metadata (IPTC) Template… auch automatisch machen, oder man startet das manuell mit Reverse Geocode... (im Tools-Menü von PM). Das wird in der Schummelzettelsammlung der EM1.3 recht detailliert beschrieben. Was dort nicht beschrieben wird, ist das Aufnehmen der GPS-Daten mit einem dafür vorgesehen Gerät, einem speziellen GPS-Tracker oder einer Fitnessuhr. Aus diesen Geräten sind die GPX-Daten auslesbar. Über den Zeitstempel dieser Messdaten und jenen des Fotos kann PM die GPS-Daten dem Foto zuordnen.
- Code Replacements, dabei kann man sich Kürzel durch längere Begriffe ersetzen lassen. Das geht bis zu einer einfachen Skriptsprache für Ersetzungen, die von gewissen Parametern abhängen.
- und vieles mehr.
Alle Eingaben, die hier in Photo Mechanic (PM) eingegeben werden, landen in letzter Konsequenz auch in den Ergebnissen des Schrittes (der Schritte) 11. Fotos entwickeln. Bei der Entwicklung eines JPEGs aus dem RAW werden allerdings nicht alle EXIF-Werte übernommen. Speziell die sogenannten Maker-Notes (das sind nicht-standardisierte Kamerahersteller-spezifische Informationen) bleiben oft zurück. Man kann sich dagegen aber helfen, siehe beim Abschnitt zum ExifTool (https://www.smile.pics/exiftool/). Bei den Topaz Programmen kann es Probleme geben mit den Umlauten in den Beschriftungen.
Ob man für das Entwickeln der RAW-Files im Schritt 11 jetzt Capture One (C1) oder einen anderen RAW-Konverter nutzt, ist eigentlich – für die Beschriftung – egal. Persönlich finde ich C1 sehr komfortabel und ich finde auch, dass es gute Ergebnisse liefert.
Im Schritt 13. Fertige JPEGs sichern verwende ich ebenfalls PM, speziell das Hochladen der JPEGs nach Smugmug (https://www.smugmug.com) ist damit sehr komfortabel, aber das geht natürlich auch anders. Auf Smugmug habe ich die JPEGs dabei einerseits nach Ereignissen geordnet (um sie Dritten gut zur Verfügung stellen zu können), andererseits im „Archiv“ im jeweiligen Monatsordner („YYYYMM“). Die JPEGs werden außerdem noch auf weiteren Festplatten gesichert. Die C1-Sitzungsdateien inklusive der RAWs sichere ich auf mein NAS (network attached storage), einen anderen Online-Speicher und Sicherungsfestplatten (die nicht sehr schnell sein müssen).
Weil nach dem Schritt 13 (oder schon nach dem Schritt 10 SD-Karte aus dem Leser entnehmen) irgendwann der Schritt 2 SD Karte formatieren folgt: Im Fall der Fälle können mit entsprechenden „Recovery“ Programmen auch die Bilder einer formatierten SD-Karte wiederhergestellt werden.